Vom Werden eines Waldläufers
Die Geschichte von Elereg Rochallor
(aufgezeichnet von Elain, Barde des Cormyrschen Hofes)

ndunïel Ereth war gerade 19 Jahre altgeworden, als ein Elf aus Elfenhof ihr Herz für sich gewann, der als Handelsdelegat in Essembra weilte. Sie glaubte ob ihrer Jugend an die große Liebe und gab sich ihm bereitwillig hin. Doch ihr Glück währte nur kurz, denn er wurde bald darauf nach Elfenhof zurückgerufen und kehrte niemals mehr nach Essembra zurück. Als sich aber die die Frucht ihrer Liebe offenbarte, suchten ihre Eltern sie zu verheiraten, um die Schande zu vermeiden. Der Stallmeister der Stadt willigte ein, denn Andunïel war eine Schönheit, selbst vor Elfenaugen, und so wurde sie die Frau von Ethan Rochallor.
Als der illegitime Sohn geboren wurde, ließ es sich nicht verheimlichen, daß Ethan nicht der Vater sein konnte, zu stark war das elfische Erbe des Jungen. Und so nannte Ethan ihn "Elereg", was soviel heißt wie Elfenstachel. Elereg wuchs heran und Ethan behandelte ihn wie einen eigenen Sohn. Als ihm Andunïel aber eine Tochter schenkte, und im Jahr darauf endlich einen Sohn, schenkte er diesen, seinen Kindern, seine ganze Liebe. Elereg mußte von nun an für seinen Lebensunterhalt in den Ställen arbeiten. Nur seine Mutter liebte ihn nach wie vor, sah sie in ihm doch den einstigen und einzigen Geliebten.
In den Ställen lernte er vieles, ja er glaubte fast, er könne die Tiere verstehen und sie ihn. Oft verbrachte er die Nacht bei den Pferden und sprach zu ihnen über sein Schicksal.
Als er fünfzehn Jahre alt war, fand auf dem Penn vor der Stadt ein Schaukampf zu Pferde statt, zu dem fast alle Bewohner der Stadt kamen und auch noch viele aus den umliegenden Dörfern und Gehöften. Als durch einen Kinderstreich Panik unter den Pferden der Spiele ausbrach, drohten diese aus der Umzäunung auszubrechen. Elereg rannte sofort zur Koppel, denn unter den Tieren war auch sein Lieblingspferd aus den Ställen, in denen er arbeitete, und er hatte Angst, daß es sich verletze. Während er zur Koppel kam, redete er beruhigend auf die Tiere ein. Und sie reagierten, wurden ruhiger und standen schließlich wieder ganz still. Elereg tätschelte ihren Hals und streichelte die Mähne.
Das Fest ging weiter, nur ein Mann in einer braunen Kutte (eigentlich war es ein gründer Umhang, doch die lange Zeit in der Wildnis hatte seine Spuren an ihm hinterlassen), der auch hinzu gesprungen war, dann aber Eleregs Tat zugeschaut hatte, ging auf ihn zu. "Du kannst gut mit Tieren umgehen, verstehst du auch, was sie sagen?", fragte er. "Nein, aber manchmal glaube ich, daß ich weiß, was sie fühlen und wie ich ihnen näherkommen kann." antwortete Elereg.
"Du bist kein Mensch, wie all die anderen hier!"
"Mein Vater war ein Elf aus Elfenhof, aber ich kennen ihn nicht." erwiderte Elereg.
"Möchtest du mit mir kommen und lernen, die Tiere wirklich zu verstehen und im Einklang mit ihnen und allen Geschöpfen des Waldes zu leben?"
"Wer bist du und woher kommst du?" fragte ihn Elereg.
"Mein Name ist Dunkin und ich bewohne die Wälder. Nur sehr selten komme ich in die Stadt, aber heute hat es sich vielleicht gelohnt. Willst du mit mir kommen und lernen?"
nd so ging er mit Dunkin in die Wälder. Fünf Jahre zogen Dunkin, sein Wolf Rogur und Elereg gemeinsam durch die Länder des Nordens und Elereg lernte viel. Als diese fünf Jahre vorrüber waren, sprach Dunkin zu Elereg: "Jetzt habe ich dir alles gegeben, was dein Kopf nehmen kann. Jetzt mußt du selbst umherziehen und dein Herz wird dir vieles sagen." Dann gab er ihm seinen neuen Namen. Nach alter Waldläufersitte gibt der Meister seinem Schüler einen Namen, indem er seinem Namen einen Buchstaben hinzufügt, verändert oder wegnimmt, damit sein Geist in dem des Schülers weiter lebt. Und so wurde aus Elereg, dem Elfenstachel, der in Essembra unter den Menschen aufgewachsen war, Dunaîn der Waldläufer.
Dunaîn machte sich daraufhin auf den Weg, "nach Süden, denn dort ist vieles anders" hatte ihm sein Lehrer noch mit auf den Weg gegeben.
Mit diesen Worten zog er nach Hochmond, folgte von dort dem Weg durch das Donnertal nach Westen, bog dann aber im Hullack-Wald wieder nach Süden ab, denn im Süden war das Meer der fallenden Sterne, und er hatte noch nie das Meer gesehen. Als er zu Beginn des Nachtal 1356 TZ nach Marsember kam, mietete er sich dort in einer kleinen Pension ein, um die beiden Wintermonate dort zu verbringen.
o traf er Ethren, den Druiden aus dem Süden, dessen Lehren und Geschichten er begierig aufsog, und Perseus, einen Zwerg aus den Zwergengruben im Osten, einen wortkargen, grimmigen Kämpfer, der die Axt schwang wie kein anderer, der aber, wie auch Ethren, ein treuer Gefährte werden sollte.


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